Aber Wendlings AUFGEBLICKT hängt nicht an der Decke, sondern an der Wand. Der Blick des Künstlers und seiner Kamera ging Langzeit nach oben und nun zeigt er ihn uns hängend an der Wand. Keine Nackenstarre mehr. Relativ moderat schauen wir uns die verschiedenen Aufblicke an. Aus der Komfortzone heraus dürfen wir horizontal auf die vertikalen Langzeitbelichtungen der Kamera schauen. Eingefroren noch einmal. Nachdem sie bereits jahrhundertelang eingefroren waren.
Gedreht um 90°, reproduziert auf Aludibond wird der Aufblick ins Diesseits übertragen. Der Welt zugewandt. Ohne den vertrauten Kontext sakraler Atmosphäre hängen sie im White Cube. Befreit, zu betrachten, was ein Einzelner in ihnen sieht.
Christian Wendling erdreistet sich, seinen individuellen Aufblicksausschnitt aus dem Sakralraum in die Welt zu tragen. Darf er das? Was passiert den Kirchenkuppelausschnitten durch diese künstlerische Erdreistung? Können Sie bestehen?
Der White Cube tut ihnen nichts. Läßt sie atmen, gibt ihnen die Gelegenheit, mehr zu werden, als religiöse Deko. Als Glaubensillustration. Sie werden zu freien Artefakten. Durch den schöpferischen Akt des Herausnehmens, des Fragmentierens neu geboren, können sie im Auge des Betrachters wachsen und gedeihen.